#7 – David Klomfaß (2005)

Konflikte in politischen Talkshows – Analysen zur Austragung von Dissens am Beispiel der Sendung “Sabine Christiansen”

Politische Talkshows sind ein geradezu prädestinierter Ort für das Austragen von Konflikten. Vertreter verschiedener Parteien oder anderer Interessensgruppen finden fast täglich den Weg in die Fernsehstudios, um dort für ihre eigenen Positionen zu werben und die Positionen anderer Talkshowgäste zu diskreditieren. Die vorliegende Arbeit untersucht auf der Grundlage der interpretativen Soziolinguistik solche Gesprächsphasen in einer Talkshow, in denen das Gespräch derart eskaliert, dass eindeutig von Streit gesprochen werden kann. Die analysierten Gesprächsdaten stammen aus 25 Folgen der Talkshow Sabine Christiansen.
Im Mittelpunkt der Analysen steht die Frage nach den besonderen Bedingungen von solchen medialen Streitgesprächen. Talkshows, verstanden als eine Form der institutionellen Kommunikation, lassen sich zunächst häufig als eine Form von “Masseninterviews” begreifen: Ein Moderator oder eine Moderatorin fragt der Reihe nach die eingeladenen Gäste. Interessant ist hier vor allem, wie dieser Interviewrahmen aufgebrochen wird und wie aus dem anfänglichen Interview zwischen Medienvertreter und Gast eine Auseinandersetzung zwischen Gästen entsteht. In dem vorliegenden Beitrag wird unter anderem diskutiert, anhand welcher Analysekategorien sich “Streit” überhaupt sprachwissenschaftlich beschreiben lässt und in welchem Verhältnis ein derartiger “Talkshowstreit” zu Streitgesprächen im Alltag steht. Unter dem Gesichtspunkt der Mehrfachadressierung wird darüber hinaus danach gefragt, inwiefern bereits aus den Gesprächsdaten selbst deutlich wird, dass sich die Kontrahenten in ihren Auseinandersetzungen auch am Medienpublikum orientieren. Dabei wird an dieser Stelle auch thematisiert, welche Art von Hintergrundwissen erforderlich ist, um Talkshowdaten adäquat gesprächsanalytisch interpretieren zu können.

#6 – Julia Kaufhold (2005)

Interaktionen zwischen Prüfern und Deutschlernenden in mündlichen Sprachprüfungen –
Eine Untersuchung zum Lachverhalten

Die hier veröffentlichte Arbeit stellt einen Beitrag zum weiten und gleichsam heterogenen Forschungsfeld rund um die Analyse institutioneller Interaktionen dar. Untersucht wird das paraverbale Phänomen Lachen innerhalb des institutionalisierten Gesprächstyps mündliche Deutschprüfung. Diese kommunikative Gattung zeichnet sich plakativ durch eine zweifache Asymmetrie zwischen den Interagierenden aus, bedingt durch ungleichmäßig verteilte Sprachkompetenzen und unterschiedliche Handlungsrollen (Prüfer(in) und Prüfling). Lachen verweist auf diese Aspekte, zugleich werden sie durch das Lachen der Interaktionsteilnehmer(innen) (re-)produziert.
Ziel der empirischen Analyse ist es, die funktionale Spannbreite von Lachen in Prüfungsgesprächen aufzudecken, und deutlich zu machen, zur Erreichung welcher kommunikativen Ziele Lachen strategisch eingesetzt wird. Grundlage dieser qualitativen Untersuchung bildet ein 18 Prüfungsgespräche umfassendes Korpus, das an zwei Sprachschulen in NRW und in Bayern erhoben wurde.
Die Untersuchung veranschaulicht, dass Lachen in mündlichen Sprachprüfungen eine hochgradig sensible Angelegenheit darstellt, da in ihm gegensätzliche funktionale Merkmale vereint sind: so u.a. situative Spannungsabfuhr und aggressive Degradierung, Gesichtsschutz und Gesichtsbedrohung, In- und Outgroupmarkierung und die Verkleinerung bzw. Vergrößerung von Statusunterschieden. Insbesondere das reflexive Moment des analysierten Phänomens wird herausgestellt, wobei hier Gumperz’ Konzept der Kontextualisierung und damit ein reflexiver Kontextbegriff zugrunde gelegt wird: Lachen taucht innerhalb eines bestimmten Kontextes (Prüfungsgespräch) auf, ist somit kontextabhängig; gleichzeitig aber produzieren die Interagierenden durch ihr Lachen erst einen bestimmten Kontext und so auch die für die Gattung “mündliche Sprachprüfung” konstitutiven Asymmetrien.

#5 – Jutta Knollmann (2005)

Interview und Alltagsgespräch – Hybridformen im Fernsehen

In dieser Magisterarbeit wird der Frage nachgegangen, inwieweit kommunikative Muster der Alltagskommunikation in mediale Kontexte übertragen werden und ob es zu Hybridbildungen zwischen kommunikativen Gattungen der Alltagskommunikation und der Medienkommunikation kommen kann. Ausgangspunkt ist das Konzept der kommunikativen Gattungen und die Annahme, dass im Alltag selten homogene Gattungsmuster realisiert werden und es in der Regel zu hybriden Konstruktionen kommt, die zum Beispiel aus der Modifikation an die soziale Beziehung der Teilnehmer, dem situativen Kontext o.ä. resultieren können.
Grundlage der empirischen Analyse bildet eine Talkshow-Reihe, die im Sommersonderprogramm des WDR mit dem Titel Sommergäste erschien. Diese Sendung hebt sich durch ihre besondere Konzeption von üblichen Talkshow-Formaten ab und bietet sich für die Analyse besonders an, weil explizit versucht wird, ein Tischgespräch unter Freunden zu inszenieren. Es wird bewusst auf den Mischcharakter der Gattung “Talkshow” gesetzt.
Leitfragen der Analyse sind: Durch welche kommunikativen Handlungen tragen die Teilnehmer zu einer Konstruktion der Gattung Talkshow bei? Führt die Konzeptionalisierung der Talkshow im Sinne einer Inszenierung von Alltagskommunikation zu einem veränderten Rollenverhalten der Teilnehmer? Gibt es Grenzen der Gattung, die bei Überschreitung die Rahmung als Mediengespräch bedrohen? Kann man die Sendung Sommergäste als Hybridform bezeichnen?