#4 [SABA] Julian Graffe (2013)

Gattungsanalyse von Gesprächen im Nachrichtendienst des sozialen Netzwerks Facebook

Im Jahre 2004 gründete der damalige Student der Harvard University Mark Zuckerberg das soziale Netzwerk Facebook und schuf damit eine Marke, die acht Jahre nach ihrer Entstehung laut Angaben des Konzerns über eine Milliarde Menschen zu ihren Mitgliedern zählt. Von der Möglichkeit animiert, eigene Urlaubsfotos zu teilen, mit Freunden sowie Bekannten zu chatten und sich über den Werdegang längst aus dem Blickfeld geratener Weggefährten zu informieren, nutzen Menschen weltweit das vielfältige Angebot der Online-Plattform. Facebook definiert sich als Ort, an dem zwischen Menschen virtuell Verbindungen aufgebaut, Kontakte geknüpft und soziale Beziehungen gepflegt werden können, und befindet sich somit in der Tradition der computervermittelten Kommunikation.
Vor dem Hintergrund zahlreicher Forschungsansätze zu Chat- und E-Mail-Kommunikation ist die vorliegende Arbeit eine Analyse der Kommunikation zwischen Nutzern im populärsten sozialen Netzwerk und richtet ihren Fokus damit auf ein Feld, das in der Linguistik bislang nur am Rande thematisiert wurde. Sich des aktuellen Forschungsstandes bewusst, diskutiert die Arbeit aus einer gattungsanalytischen Perspektive die typischen Merkmale von Gesprächen, die im Nachrichtendienst von sechs postadoleszenten Mitgliedern einer Peergroup geführt wurden. Es werden jene Merkmale herausgearbeitet, die auf die Art und den Ablauf des Gesprächs im Nachrichtendienst einen großen Einfluss haben. Zentrales Augenmerk liegt hierbei auf der Fragestellung, ob und inwieweit die Kommunikation der Peergroup im sozialen Netzwerk vor dem Hintergrund des linguistischen Gattungsbegriffes als eigene Gattung klassifiziert werden kann.

#3 [SABA] Larissa Böhringer (2013)

Konversationelles Erzählen in der Hörspielreihe „Die drei Fragezeichen“. Ein Vergleich zur face-to-face-Interaktion

Erzählungen sind lange Zeit literaturwissenschaftliches Terrain gewesen. Auch linguistische Zugänge wie der Strukturalismus oder die Textlinguistik bezogen sich auf literarische Texte (Gülich/Hausendorf 2000: 370). Ehlich (1980: 18) stellt jedoch fest, dass das Erzählen eine „alltägliche Tätigkeit auch jenseits der professionellen Bereiche des literarischen Erzählens“ ist. Doch „[e]rst mit der Entwicklung der Pragmatik und der Gesprächsanalyse traten auch alltägliche Erzählungen ins Blickfeld [der linguistischen Forschung]. Dabei wurde alltägliches Erzählen im wesentlichen mit mündlichem Erzählen gleichgesetzt“ (Gülich/Hausendorf 2000: 370). Dass Hörspiele von einer linguistischen Fragestellung ausgehend untersucht werden, ist hingegen ein selten gewählter Ansatz. Meist ist es ebenfalls „die Literaturwissenschaft, die sich intensiv mit dem Hörspiel beschäftigt“ (Ladler 2001: 61). Zudem werden Hörspiele auch als didaktisches Mittel eingesetzt (z. B. Lermen 1983). Was die linguistische oder gar konversationsanalytische Untersuchung von Hörspielen betrifft, besteht ein Forschungsdesiderat.
In dieser Arbeit werden die zwei genannten Komponenten, das Hörspiel und das konversationelle Erzählen, miteinander verbunden. „Der Dialog ist im Hörspiel […] die Nachbildung des Gesprächs zwischen mehreren Personen“. Knilli (1961: 79; Hervorhebung im Original) trifft damit den Ausgangspunkt dieser Arbeit. Das Gesprochene im Hörspiel ist eine Nachahmung spontaner mündlicher Produktionen. Die Frage ist jedoch, wie nah diese Nachahmung der sprachlichen Wirklichkeit kommt, die in Alltagsinteraktionen zwischen Handelnden hergestellt wird. Zur Beantwortung dieser Frage wird das konversationelle Erzählen innerhalb der Hörspielserie „Die drei Fragezeichen“ mit dem konversationellen Erzählen innerhalb einer authentischen face-to-face Interaktion verglichen.
Der Fokus dieser Arbeit liegt also darauf, inwiefern das konversationelle Erzählen einer inszenierten Oralität in Hörspielen einer realen face-to-face Interaktion gleicht bzw. von ihr abweicht. Konkret geht es also um folgende Fragen: Welche Strukturen und Merkmale machen das konversationelle Erzählen in einer face-to-face Interaktion aus? Welche dieser Strukturen und Merkmale tauchen in der Hörspielinteraktion auf, welche nicht?