#2 – Marc Strucken (2004)

Chat-SMS – eine Textsorte zwischen privater und öffentlicher Kommunikation

Diese Arbeit stellt einen Beitrag zum recht jungen Forschungsgebiet der “Neuen Medien” dar. Ziel ist es anhand einer ethnografisch angereicherten Gattungs- bzw. Textsortenanalyse, das spezifische Merkmalsprofil einer möglichen neuen, hybriden Textsorte “Chat-SMS” (CSMS) zu erarbeiten. Zur Diskussion stehen dabei etwa die Fragen, welchen Einfluss die Verschmelzung von Chat-Kommunikation und SMS hat, an welchen Konventionen sich die TeilnehmerInnen orientieren und, ob sich mit dem CSMS eine neue kommunikative Gattung etabliert. Die Grundlage dieser Untersuchung bildet ein 3442 Kurzmitteilungen umfassendes Korpus, das auf verschiedenen Seiten eines Videotextchats (RTL) erstellt wurde. In der empirischen Untersuchung werden die Charakteristika des CSMS mit den in der Forschungsliteratur beschriebenen Merkmalen des Internet-Chats und der privaten SMS-Kommunikation verglichen. Dabei werden primär die binnenstrukturelle und interaktionsbezogene Ebene fokussiert. Die Untersuchung veranschaulicht, dass sich bei der Turnorganisation und im Gebrauch von Mündlichkeitsmerkmalen neue und innovative Verfahren gebildet haben. Vor allem der Gebrauch der Modalpartikel “mal” in Kombination mit Inflektivkonstruktionen scheint sich als CSMS-spezifisches Merkmal zu verfestigen. Ebenso nutzen die TeilnehmerInnen des CSMS zur eigenen Inszenierung eine laterale Referenzierung – in teilweise abgekürzter Form – mit einer derartigen inhaltlichen Bandbreite, wie sie bislang nur für den CSMS nachgewiesen wurde.