#14 – Ilka Pescheck (2008)

Pronominaladverbien als klammerbildende Konstruktionen

In der vorliegenden Studie werden aktuelle Fragen der Syntax des Gesprochenen Deutsch auf Grundlage einer empirischen Analyse von Pronominaladverbien als klammerbildende Konstruktionen im gesprochenen Deutsch thematisiert. Im Zentrum stehen dabei Fragen nach einer möglichen funktionalen Differenzierung zwischen der standardsprachlich akzeptierten Variante der Pronominaladverbien und der klammerbildenden norddeutschen Verwendungsweise. Bisherige Arbeiten, vor allem von Seiten der Generativen Grammatik, zu (klammerbildenden) Pronominaladverbien machen zwar Aussagen über die gesprochene Sprache, ignorieren jedoch ihren tatsächlichen Gebrauch. Vor dem methodologischen Hintergrund der Interaktionalen Linguistik werden in dieser Studie authentische Daten der gesprochenen Sprache in einer detaillierten Sequenzanalyse untersucht, um mögliche interaktionale Vorteile der – in einem Teil der Forschung als kognitiv schwieriger rezipierbar und produzierbar geltenden – Strukturen aufzuzeigen. Der Schwerpunkt liegt hier auf Funktionen der Projektion und der Abgrenzung durch klammerbildende Pronominaladverbien unter dem Stichwort ‘Linearität’ in Zusammenhang mit dem Konzept der on line-Syntax.

#13 – Julia Wesian (2007)

Sprache und Geschlecht: Eine empirische Untersuchung zur “geschlechtergerechten Sprache”

Ende der 1970er Jahre entbrannte im Zuge der Frauenbewegung in Deutschland die Diskussion um die Benachteiligung der Frau auf sprachlicher Ebene. Feministinnen kritisierten die Asymmetrien im Sprachsystem der deutschen Sprache und den daraus resultierenden androzentrischen Sprachgebrauch. Insbesondere die Verwendung des generischen Maskulinums zählte zu den Angriffspunkten feministischer Sprachkritik, da diese verallgemeinernde Verwendung maskuliner Formen von Nomina und Pronomina Frauen unsichtbar mache. Derartige Formen würden oftmals gerade nicht neutral, sondern als maskuline Formen, die auf männliche Personen verweisen, verstanden. Gleichzeitig entwickelten die Feministinnen zu den aus ihrer Sicht “sexistischen” Sprachformen Alternativen und versuchten mit Hilfe sprachpolitischer Maßnahmen, einen Sprachwandel hin zu einem “geschlechtergerechten” Deutsch zu initiieren. Heute, über 25 Jahre nach Beginn der Diskussion, hat sich auf sprachlicher Ebene einiges verändert. Viele der von Feministinnen geforderten Veränderungen, wie z.B. die Einführung weiblicher Berufsbezeichnungen oder die Abschaffung der Anredeform “Fräulein”, sind umgesetzt worden. Es stellt sich nun die Frage, wie die öffentlichkeit diese Entwicklungen beurteilt, ob diese, auch rückblickend, als nützlich oder völlig überflüssig empfunden werden. Ebendieser Frage geht die vorliegende Arbeit nach. Die Grundlage der Untersuchung bilden 144 Fragebögen, die im November und Dezember 2006 im Raum Münster verteilt wurden. Ziel ist es, folgende Leitfragen zu klären: 1. Wird das Bemühen um eine geschlechtergerechte Sprache wahrgenommen? 2. Wie ist die Akzeptanz einer geschlechtergerechten Sprache? 3. Besteht die Bereitschaft, die geschlechtergerechte Sprache auch in den eigenen Sprachgebrauch aufzunehmen? Die empirische Analyse verdeutlicht, dass das Bemühen um eine geschlechtergerechte Sprache von der Mehrheit der Proband/inn/en bereits wahrgenommen wurde und zwar weitestgehend geschlechts-, alters- und bildungsunabhängig. Differenzierter stellt sich das Ergebnis hinsichtlich der Akzeptanz dar. So stehen z.B. Frauen den sprachlichen Neuerungen insgesamt positiver gegenüber als Männer. Ebenso konnte nachgewiesen werden, dass die geschlechtergerechte Sprache bei jüngeren Menschen deutlich weniger Akzeptanz findet als bei älteren. In Bezug auf die dritte Leitfrage zeigte sich, dass die Mehrheit der Proband/inn/en die geschlechtergerechte Sprache auch für den eigenen Sprachgebrauch befürwortet.

#12 – Martin Kudla (2008)

Die Konzeptualisierung von Politik als Krieg – Metaphern in der politischen Berichterstattung

In Untersuchungen zur Metaphorik (gerade im politischen Sprachgebrauch) wird oft ein dominantes Auftreten von Kriegsmetaphorik konstatiert. So bildet die “ARGUMENT IS WAR”-Metapher auch bei Lakoff/Johnson (1980) einen ständigen Referenzpunkt der Ausführungen zur konzeptuellen Mtapherntheorie. Trotzdem bleiben Untersuchungen zum metaphorischen Gebrauch von Kriegsvokabular in ihren Erklärungsansätze für dessen Verwendung weitgehend unbefriedigend. Insbesondere vor dem Hintergrund fehlender Kriegserfahrung großer Teile der bundesrepublikanischen Bevölkerung, scheint die Verwendung des militärischen Wortschatzes aber erklärungsbedürftig.
Daher leitet sich das Anliegen dieser Arbeit ab, ausgehend von Foucaults These, die Politik sei nach dem militärischen Modell geformt, eine etwaige “POLITIK IST KRIEG”-Metapher detailliert zu beschreiben. Dabei solle eine Verbindung bzw. Entwicklung dieser von der Kognition zur (medialen und) kulturellen Etablierung aufgezeigt werden. Ausgehend vom kognitiven Metaphernverständnis Lakoffs, speziell der “ARGUMENT IS WAR”-Metapher, soll über die “frame analysis” von Fillmore und auch Goffmans eine Verbindung zur Performanztheorie von Hymes und Briggs aber auch Butlers hergestellt werden, um so die übertragung der “POLITIK IST KRIEG”-Metapher von der Kognition in die kulturelle Signifikation zu erläutern.
Ziel dabei ist es nicht nur, ein differenziertes Bild des Strukturtransfers, auch über den zentralen Aspekt des Konfliktes hinaus nachzuzeichnen, sondern die oben genannten Theorien so miteinander in Verbindung zu setzen, dass eine Möglichkeit zur Erfassung des übergangsbereichs von Kognition und Kultur entsteht und Krieg als kulturelles Ordnungskonzept indiziert wird.
Die empirische Grundlage für die Analyse bilden ca. 400 Artikel aus dem Bereich der Innenpolitik, die den Tageszeitungen “Welt” und “Süddeutsche Zeitung” entnommen sind.