Nutzungskontexte und Dialogizität von WhatsApp-Sprachnachrichten
In Deutschland ist die Messenger-App WhatsApp auf 91 Prozent aller Smartphones installiert (vgl. Dürscheid/Frick 2014: 162), 99 Prozent aller Haushalte besitzen eines (vgl. JIM-Studie 2016: 6). 95 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren nutzen WhatsApp täglich bzw. mehrfach pro Woche (vgl. JIM-Studie 2016: 32) und WhatsApp ist damit mit Abstand der meistgenutzte Messenger-Dienst in Deutschland.
Während für SMS-Nachrichten bereits festgestellt wurde, dass diese in hohem Maße dialogisch sind (vgl. Günthner 2011), unterscheiden sich WhatsApp-Nachrichten sowohl im Hinblick auf ihre sprachlichen Merkmale als auch ihre sequentielle Einbindung (vgl. König 2015a; Wyss/Hug 2016). Die Unterschiede fallen besonders mit Blick auf die Multimodalität von WhatsApp auf: Über den Messenger können nicht nur Textnachrichten, sondern auch Videos, Audios, Weblinks, Standortangaben, Statusmitteilungen, Dokumente und innerhalb der App produzierte Sprachnachrichten verschickt werden (vgl. Arens 2014). Durch die Verschränkung dieser verschiedenen Zeichensysteme miteinander entstehen „neue kommunikative Praktiken“ (Wyss/Hug 2016: 262).
In der Arbeit sollen daher WhatsApp-Sprachnachrichten (auch Push-to-talk-Nachrichten) auf Grundlage eines Korpus von 159 einzelnen und nach GAT2 transkribierten Sprachnachrichten, die aus WhatsApp-Interaktionen von 17 Personen stammen, genauer untersucht werden. Erstens soll grundlegend beschrieben werden, zu welchen Anlässen und in welchen kommunikativen Situationen NutzerInnen Sprachnachrichten gebrauchen. Zweitens soll aufgeigt werden, inwiefern Sprachnachrichten in ihrem sequentiellen Kontext Merkmale von Dialogizität aufweisen, obwohl sie – ähnlich wie Anrufbeantworter-Nachrichten (vgl. Knoblauch 1995) – keine Parallelität von Produktion und Rezeption ermöglichen, sondern als „quasi-synchron[e]“ (vgl. Dürscheid/Frick 2014: 177) Kommunikationsform charakterisiert werden. Mithin wird abschließend diskutiert, welcher terminologische Rahmen geeignet ist, um die dynamischen Entwicklungen der medial vermittelten Interaktion vor dem Hintergrund einer zunehmenden Hybridität der Kommunikationsformen adäquat beschreiben zu können.