Kommunikative Verfahren in der Gattung ‚universitäre Sprechstunde‘
Die Hochschulkommunikation als Teil der institutionellen Kommunikation weckt bereits seit einiger Zeit das Interesse linguistischer Forschung (vgl. u. a. Lévy-Tödter/Meer 2009). Dabei rücken auch immer wieder universitäre Sprechstunden in den Fokus der Untersuchungen (vgl. u. a. Boettcher/Meer 2000; Kiesendahl 2011).
Der vorliegenden empirisch ausgerichteten und methodisch auf der Konversationsanalyse (vgl. u. a. Bergmann 2010) sowie dem Gattungskonzept (vgl. u. a. Günthner/Knoblauch 1994) beruhenden Untersuchung liegt ein Korpus von 30 universitären Sprechstunden zwischen Lehrenden und Studierenden zugrunde. Mit Hilfe dieses Korpus zielt die Arbeit auf die Beantwortung folgender Fragen:
- Inwiefern können hochschulische Sprechstunden als kommunikative Gattung gelten?
- Welche Verfestigungen zeigen sich auf den verschiedenen Gattungsebenen Außenstruktur, Binnenstruktur und situative Realisierungsebene?
- Wie gestalten Interagierende bestimmte kommunikative Verfahren innerhalb dieser Gattung?
- Woran zeigt sich die Ausrichtung der Interagierenden an ihrem Gattungswissen bzw. an Faktoren der institutionellen Kommunikation?
Diese zentralen Fragestellungen motivieren sich aus der Tatsache, dass universitäre Sprechstunden, obwohl Gegenstand einiger linguistischer Untersuchungen, noch nicht systematisch als kommunikative Gattung eingeordnet worden sind. Die Detailanalyse bestimmter kommunikativer Verfahren hat dabei den Zweck, anhand konkreter Gespräche aufzuzeigen, wie Interagierende diese Verfahren realisieren und sich dabei an ihrem Gattungs- und Institutionswissen ausrichten. Die Einordnung von hochschulischen Sprechstunden innerhalb des Gattungskonzepts fungiert dabei als Scharnier: Auf der einen Seite ermöglicht dieses Vorgehen, institutionell bedingte Faktoren, die die Interaktion beeinflussen, zu beschreiben, auf der anderen Seite lassen sich diese Faktoren an die vorliegenden Daten und die darin realisierten kommunikativen Verfahren rückkoppeln.
Die Ergebnisse einer solchen Untersuchung geben Einblicke, wie Interagierende eine universitäre Sprechstunde kollaborativ erzeugen und sich dabei an ihrem Gattungs- und Institutionswissen orientieren und damit zugleich den Kontext ihrer Interaktion herstellen.