Onymische Anredeformen in computervermittelter Kommunikation – zur vokativen Verwendung von Rufnamen in WhatsApp-Interaktionen
Während zum interaktionalen Gebrauch nominaler Anredeformen in der Face-to-face-Interaktion bereits einzelne empirische Untersuchungen vorliegen (Günthner i.Dr.; Clayman 2012, 2013; Butler et al. 2011; Rendle-Short 2007, 2010; Norrick/Bubel 2009; Lerner 2003; Schwitalla 1995, 2010), ist der vokative Gebrauch von Namen in der computervermittelten Kommunikation bislang – außerhalb von Begrüßungs- und Verabschiedungssequenzen (Günthner/Zhu 2016; de Oliveira 2013; Schmidt/Androutsopoulos 2004) sowie zur direkten Adressierung in computervermittelten Mehrparteieninteraktionen wie beispielsweise dem Chat (Anglemark 2006; Runkehl et al. 1998) – nicht näher systematisch betrachtet worden. Hier setzt das zentrale Erkenntnisinteresse der vorliegenden Analyse an, die die Gebrauchskontexte, sequenziellen Einbettungen und Funktionen onymischer Anredeformen in computervermittelten Interaktionen außerhalb von gesprächsrahmenden Aktivitäten und einfachen Adressierungen, beispielsweise zur Disambiguierung von Redezuweisung, fokussiert.
Obschon onymische Anredeformen in Form von Rufnamen (Nübling et al. 2012: 108) aufgrund ihrer syntaktischen Optionalität als vokative Nominalphrasen oftmals – wie Sonnenhauser/Noel Aziz Hanna (2013: 16) es zusammenfassend konstatieren – als „mere ad hoc devices“ betrachtet werden, zeigt die vorliegende Untersuchung, dass die Verwendung onymischer Anredeformen in der Interaktion vielmehr einer gewissen Methodik im Sinne einer systematischen Positionierung zur Erfüllung bestimmter kommunikativer Funktionen unterliegt. In dieser Arbeit wird die interaktionale Funktion vokativ gebrauchter Rufnamen mithin nicht allein unter Berücksichtigung ihrer sequenziellen, sondern auch der turninternen bzw. syntaktischen Positionierung untersucht.