#25 [SABA #5] – Silvia Vogelsang (2016)

Beendigungen von Phone-In-Gesprächen

In Radio und Fernsehen hat sich in den letzten Jahrzehnten ein Format etabliert, das die üblicherweise passive Zuhörerschaft aktiv in das öffentliche Sendegeschehen mit einbringt. Es handelt sich um das Phone-In, im Rahmen dessen Zuhörer mit dem Moderator einer Sendung telefonieren können. Das Gespräch wird live im Radio bzw. Fernsehen übertragen. Das Thema eines solchen Gesprächs ist je nach Sendeformat entweder vorgegeben oder kann vom Anrufer frei gewählt werden. Den Phone-In-Gesprächen liegt eine besondere Situation zugrunde: Die Interagierenden sind sich während des Gesprächs darüber bewusst, dass oftmals tausende Menschen zuhören. Da eine Phone-In-Sendung auch einen Unterhaltungscharakter haben soll, ist davon auszugehen, dass der Moderator darauf abzielt, das Gespräch konstant interessant zu halten. Außerdem unterliegt eine Phone-In-Sendung oft strikten Zeitvorgaben. Es ist zu erwarten, dass diese besondere Gesprächssituation sich auf die Gespräche auswirkt.
Inwiefern die Gesprächssituation die Realisierungsweise von Phone-In-Gesprächen beeinflusst, soll in dieser Arbeit am Beispiel der Gesprächsbeendigungen untersucht werden. Hierbei wird gesprächsanalytisch vorgegangen. In der bisherigen Forschung wurden die Beendigungen von Privatgesprächen – im Gegensatz zu Beendigungen öffentlicher Gespräche – bereits in großem Umfang analysiert. Die vorliegende Arbeit setzt sich nun zum Ziel, herauszuarbeiten, durch welche strukturellen Merkmale sich die Beendigungen von Phone-In-Gesprächen auszeichnen und worin Unterschiede zu den typischen Beendigungsschemata privater Gespräche liegen. Ein besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, welche Strategien genutzt werden, um die Beendigung einzuleiten und voranzutreiben. Es soll außerdem herausgestellt werden, inwiefern sich die Rahmenbedingungen des Phone-In-Formats auf die Gestaltung der Beendigungen auswirken. Auf diese Weise kann geklärt werden, wodurch es zum einen ermöglicht und zum anderen gerechtfertigt wird, dass die Beendigungen von Phone-In-Gesprächen sich von den präferierten Beendigungsschemata privater Gespräche unterscheiden.