Kommunikative Ungleichheiten in Fernsehdiskussionen am Beispiel von hart aber fair
Wer steuert in einer politischen Fernsehdiskussion den Gesprächsverlauf? Wer legt fest, welche Person zu welchem Zeitpunkt über welches Thema in welcher Weise etwas sagt? Mit dem Alltagswissen über Talkshows beantwortet man diese Fragen problemlos: die moderierende Person. Fernsehdiskussionen stellen eine Form institutioneller Kommunikation dar, bei der sich an die verschiedenen Positionen unterschiedliche Aufgaben, Rechte und Pflichten knüpfen. Es liegt ein typisches Beispiel für eine asymmetrische Interaktionssituation vor. Als Vertreterin der Institution verfügt die Moderation zweifelsohne über gewisse Steuerungsressourcen, mit denen sie den Gesprächsverlauf beeinflussen kann. Die Gäste aus der Politik und Wirtschaft nutzen ihren Auftritt in der Sendung jedoch zum Zweck der Selbstdarstellung, der ihnen Gelegenheit bietet, Imagearbeit zu betreiben. Diese Beobachtung zum kommunikativen Verhalten der Gäste lässt bezweifeln, dass die Steuerung des Gesprächsverlaufs uneingeschränkt in den Händen des/der Moderators/in liegt.
Mit einer Analyse der an der sprachlichen Oberfläche sichtbaren kommunikativen Ungleichheiten zielt die Arbeit auf die Erfassung positionsspezifischer Spielräume zur Gesprächssteuerung, die dem Moderator sowie den Gästen der Sendung hart aber fair zur Verfügung stehen. Zu diesem Zweck wird in den Bereichen der Turnwechselorganisation, der Themenbehandlung und der Frage- und Antwortstrategien untersucht, inwieweit der Moderator die Gesprächssteuerung behaupten kann und welche Möglichkeiten zur Gegensteuerung für die Gäste bestehen, durch die sie von passiv Antwortenden zu Akteur/inn/en der Gesprächsgestaltung werden. Im Zentrum des Forschungsinteresses steht demnach die Frage nach der Entstehung, Aushandlung und Etablierung von kommunikativen Asymmetrien zwischen den Interagierenden.