“ich ess mir jetzt mal n müsli“ – Der Gebrauch von Konsumverben mit Dativkonstruktionen
Die Arbeit setzt sich mit einem Phänomen auseinander, das so bislang nicht in der Forschungsliteratur aufgegriffen wurde. Es handelt sich dabei um eine Konstruktion, die mir als Sprecherin sehr geläufig ist, anderen SprecherInnen aber fremd zu sein scheint. Gemeint ist die Kombination eines der Verben essen, trinken und rauchen oder deren Synonyme, die im Folgenden zur Klasse der Konsumverben zusammen gefasst werden sollen, mit einem Personalpronomen im Dativ. Die untersuchte Konstruktion lässt sich also auf folgende Formel zusammenfassen: Konsumverb mit Personalpronomen im Dativ. Ein Beispielsatz soll zur Illustration dienen: „Ich esse mir ein Brötchen“ ist die Form, in der mir dieses Phänomen bereits häufig aufgefallen ist.
Im Folgenden soll nun geklärt werden, ob sich diese Verwendung des Personalpronomens mit dieser Verbklasse einem bereits bestehendes grammatisches Phänomen zuordnen lässt oder gegebenenfalls eine neue Kategorie für diese Konstruktion enstehen muss. Außerdem soll die Funktion genauer untersucht werden. Dazu werden Daten der gesprochenen Sprache, aber auch Beispiele aus der internetgestützten Kommunikation analysiert. Zuvor soll allerdings ein kurzer Einblick in die aktuelle Forschungsliteratur gegeben werden. Gewählt wurden dazu die Bereiche der freien Dative, die Reflexivierung im Deutschen und die Kollokationen, da alle drei Aspekte zur Beschreibung des Phänomens, wie gezeigt werden wird, notwendig sein könnten.
Abschließend soll ein Ausblick darauf gegeben werden, ob diese Konstruktion regional beschränkt ist und welche Konsequenzen aus den Ergebnissen der Analyse gezogen werden könnten.
Monat: Februar 2011
#20 – Christine Hrncal (2011)
„Was heißt schon x?“ – Relativierungsverfahren im Sprachgebrauch des Deutschen
Bei der gemeinsamen kommunikativen Lösung verschiedener Situationen in der Alltagsinteraktion greifen die InteraktionsteilnehmerInnen neben spontan getätigten Äußerungen auch auf verfestigte Muster zurück, die sie im Laufe ihrer Teilnahme an verschiedenen Interaktionssituationen als Teil ihrer Sprachkompetenz erworben haben. Diese verfestigten Muster werden, in Anlehnung an die Construction Grammar, als Konstruktionen verstanden. Die Bedingungen, unter denen „Konstruktionsschemata“ Anwendung finden, werden nicht jedes Mal aufs Neue von den Gesprächspartnern etabliert, sondern sind „Teil ihres sprachlichen Wissensvorrats“ (GÜNTHNER 2008a: 42).
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, für die im empirischen Teil präsentierten Daten Muster erkennbar zu machen und Aussagen über formale und funktionale Aspekte der Was heißt (schon) x-Konstruktion als ein im Sprachgebrauch des Deutschen auftretendes Verfahren zur Relativierung bereits getätigter Aussagen auf der Basis gesprächsanalytischer Untersuchungen treffen zu können. Die der Untersuchung zu Grunde liegenden Gesprächsdaten entstammen einem Korpus, das 13 Stunden gesprochene Sprache sowie 25 Threads aus Internetforen umfasst.
Bei der Analyse der Daten stehen insbesondere die Fragen „Wodurch wird den RezipientInnen signalisiert, in welcher Funktion die Was heißt (schon) x-Konstruktion eingesetzt wird?“ und „Welche Mittel stehen den InteraktionsteilnehmerInnen in den verschiedenen medialen Kontexten (gesprochene und geschriebene Sprache) zur Verfügung, um ein “korrektes“ Verstehen der sich hinter dem Gebrauch der Was heißt (schon) x-Konstruktion verbergenden Intention zu gewährleisten?“ im Fokus.
Schlüsselwörter: Construction Grammar, Gesprochene-Sprache-Forschung, Gesprächsanalyse, On line-Syntax