#3 [SABA] Larissa Böhringer (2013)

Konversationelles Erzählen in der Hörspielreihe „Die drei Fragezeichen“. Ein Vergleich zur face-to-face-Interaktion

Erzählungen sind lange Zeit literaturwissenschaftliches Terrain gewesen. Auch linguistische Zugänge wie der Strukturalismus oder die Textlinguistik bezogen sich auf literarische Texte (Gülich/Hausendorf 2000: 370). Ehlich (1980: 18) stellt jedoch fest, dass das Erzählen eine „alltägliche Tätigkeit auch jenseits der professionellen Bereiche des literarischen Erzählens“ ist. Doch „[e]rst mit der Entwicklung der Pragmatik und der Gesprächsanalyse traten auch alltägliche Erzählungen ins Blickfeld [der linguistischen Forschung]. Dabei wurde alltägliches Erzählen im wesentlichen mit mündlichem Erzählen gleichgesetzt“ (Gülich/Hausendorf 2000: 370). Dass Hörspiele von einer linguistischen Fragestellung ausgehend untersucht werden, ist hingegen ein selten gewählter Ansatz. Meist ist es ebenfalls „die Literaturwissenschaft, die sich intensiv mit dem Hörspiel beschäftigt“ (Ladler 2001: 61). Zudem werden Hörspiele auch als didaktisches Mittel eingesetzt (z. B. Lermen 1983). Was die linguistische oder gar konversationsanalytische Untersuchung von Hörspielen betrifft, besteht ein Forschungsdesiderat.
In dieser Arbeit werden die zwei genannten Komponenten, das Hörspiel und das konversationelle Erzählen, miteinander verbunden. „Der Dialog ist im Hörspiel […] die Nachbildung des Gesprächs zwischen mehreren Personen“. Knilli (1961: 79; Hervorhebung im Original) trifft damit den Ausgangspunkt dieser Arbeit. Das Gesprochene im Hörspiel ist eine Nachahmung spontaner mündlicher Produktionen. Die Frage ist jedoch, wie nah diese Nachahmung der sprachlichen Wirklichkeit kommt, die in Alltagsinteraktionen zwischen Handelnden hergestellt wird. Zur Beantwortung dieser Frage wird das konversationelle Erzählen innerhalb der Hörspielserie „Die drei Fragezeichen“ mit dem konversationellen Erzählen innerhalb einer authentischen face-to-face Interaktion verglichen.
Der Fokus dieser Arbeit liegt also darauf, inwiefern das konversationelle Erzählen einer inszenierten Oralität in Hörspielen einer realen face-to-face Interaktion gleicht bzw. von ihr abweicht. Konkret geht es also um folgende Fragen: Welche Strukturen und Merkmale machen das konversationelle Erzählen in einer face-to-face Interaktion aus? Welche dieser Strukturen und Merkmale tauchen in der Hörspielinteraktion auf, welche nicht?