Interaktionen zwischen Prüfern und Deutschlernenden in mündlichen Sprachprüfungen –
Eine Untersuchung zum Lachverhalten
Die hier veröffentlichte Arbeit stellt einen Beitrag zum weiten und gleichsam heterogenen Forschungsfeld rund um die Analyse institutioneller Interaktionen dar. Untersucht wird das paraverbale Phänomen Lachen innerhalb des institutionalisierten Gesprächstyps mündliche Deutschprüfung. Diese kommunikative Gattung zeichnet sich plakativ durch eine zweifache Asymmetrie zwischen den Interagierenden aus, bedingt durch ungleichmäßig verteilte Sprachkompetenzen und unterschiedliche Handlungsrollen (Prüfer(in) und Prüfling). Lachen verweist auf diese Aspekte, zugleich werden sie durch das Lachen der Interaktionsteilnehmer(innen) (re-)produziert.
Ziel der empirischen Analyse ist es, die funktionale Spannbreite von Lachen in Prüfungsgesprächen aufzudecken, und deutlich zu machen, zur Erreichung welcher kommunikativen Ziele Lachen strategisch eingesetzt wird. Grundlage dieser qualitativen Untersuchung bildet ein 18 Prüfungsgespräche umfassendes Korpus, das an zwei Sprachschulen in NRW und in Bayern erhoben wurde.
Die Untersuchung veranschaulicht, dass Lachen in mündlichen Sprachprüfungen eine hochgradig sensible Angelegenheit darstellt, da in ihm gegensätzliche funktionale Merkmale vereint sind: so u.a. situative Spannungsabfuhr und aggressive Degradierung, Gesichtsschutz und Gesichtsbedrohung, In- und Outgroupmarkierung und die Verkleinerung bzw. Vergrößerung von Statusunterschieden. Insbesondere das reflexive Moment des analysierten Phänomens wird herausgestellt, wobei hier Gumperz’ Konzept der Kontextualisierung und damit ein reflexiver Kontextbegriff zugrunde gelegt wird: Lachen taucht innerhalb eines bestimmten Kontextes (Prüfungsgespräch) auf, ist somit kontextabhängig; gleichzeitig aber produzieren die Interagierenden durch ihr Lachen erst einen bestimmten Kontext und so auch die für die Gattung “mündliche Sprachprüfung” konstitutiven Asymmetrien.