Konflikte in politischen Talkshows – Analysen zur Austragung von Dissens am Beispiel der Sendung “Sabine Christiansen”
Politische Talkshows sind ein geradezu prädestinierter Ort für das Austragen von Konflikten. Vertreter verschiedener Parteien oder anderer Interessensgruppen finden fast täglich den Weg in die Fernsehstudios, um dort für ihre eigenen Positionen zu werben und die Positionen anderer Talkshowgäste zu diskreditieren. Die vorliegende Arbeit untersucht auf der Grundlage der interpretativen Soziolinguistik solche Gesprächsphasen in einer Talkshow, in denen das Gespräch derart eskaliert, dass eindeutig von Streit gesprochen werden kann. Die analysierten Gesprächsdaten stammen aus 25 Folgen der Talkshow Sabine Christiansen.
Im Mittelpunkt der Analysen steht die Frage nach den besonderen Bedingungen von solchen medialen Streitgesprächen. Talkshows, verstanden als eine Form der institutionellen Kommunikation, lassen sich zunächst häufig als eine Form von “Masseninterviews” begreifen: Ein Moderator oder eine Moderatorin fragt der Reihe nach die eingeladenen Gäste. Interessant ist hier vor allem, wie dieser Interviewrahmen aufgebrochen wird und wie aus dem anfänglichen Interview zwischen Medienvertreter und Gast eine Auseinandersetzung zwischen Gästen entsteht. In dem vorliegenden Beitrag wird unter anderem diskutiert, anhand welcher Analysekategorien sich “Streit” überhaupt sprachwissenschaftlich beschreiben lässt und in welchem Verhältnis ein derartiger “Talkshowstreit” zu Streitgesprächen im Alltag steht. Unter dem Gesichtspunkt der Mehrfachadressierung wird darüber hinaus danach gefragt, inwiefern bereits aus den Gesprächsdaten selbst deutlich wird, dass sich die Kontrahenten in ihren Auseinandersetzungen auch am Medienpublikum orientieren. Dabei wird an dieser Stelle auch thematisiert, welche Art von Hintergrundwissen erforderlich ist, um Talkshowdaten adäquat gesprächsanalytisch interpretieren zu können.