#31 – Sophie Keiten (05/2018)

Formen und Funktionen von „keine Ahnung“ im Gespräch

Im Zentrum der vorliegenden Arbeit steht die Nominalphrase keine Ahnung. Anders, als es auf den ersten Blick scheinen mag, wird die Phrase nicht nur als Responsiv gebraucht, sondern ist in ihrer Verwendung vielfältiger und von bedeutsamer interaktiver Relevanz. Als rekurrentes Phänomen der gesprochenen Alltagskommunikation wird keine Ahnung in verschiedenen Verwendungsweisen und -kontexten gebraucht und ist durch unterschiedliche Funktionen gekennzeichnet.
Der vorliegende Beitrag verfolgt das Ziel, diese Polyfunktionalität und Formenvielfalt der Nominalphrase keine Ahnung aufzuzeigen. Die Basis der empirischen Analyse bildet die Forschungsperspektive der Interaktionalen Linguistik, die die soziale Interaktion als Bezugspunkt festsetzt. Als formale Kriterien werden zum einen die zeitliche Orientierung und zum anderen die Position der Phrase in der TCU bzw. ihre TCU-Wertigkeit angelegt. Die Analysen machen deutlich, dass verschiedene Formen von keine Ahnung mit spezifischen interaktiven Leistungen einhergehen. Das Funktionsspektrum reicht vom epistemischen Marker, der durch den epistemic stance (Nicht-)Wissen anzeigt, über die pragmatische Ebene bis hin zur metapragmatischen Verwendung als Diskursmarker. Die Ergebnisse der Untersuchung verdeutlichen, dass keine Ahnung in der Alltagskommunikation eine hochrelevante interaktive Ressource ist.

Schlagworte: Interaktionale Linguistik, Gesprächsanalyse, Diskursmarker, epistemic stance, pragmatischer Marker